18, höchstens 20 Thlr. kostete. Sein
Erwerb war nur gering. 1811 erstand er für 350 Thlr. das Haus des
Zeugmachers Gotthardt Simon im „Entenpfuhl" (Brühl) Nr. 158,
von welchem aus sich die jetzige Fabrik entwickelte. Heyl’s
Gattin, eine Tochter des Gärtners Ziet (Anmerkung: oder die Zieckin
lt. Kirchenbuchabschriften) zu Mölbis, schenkte ihm
sieben Söhne und eine Tochter. Den ältesten dieser Söhne ,
Gottlob, nahm er 1815 als Lehrling in sein Geschäft, und in ihm
erzog er sich einen wackern Gehilfen. Später traten auch noch
drei andre Söhne beim Vater ein. Die Heyl’schen Claviere fanden
Aufnahme; einzelne derselben gingen selbst nach entferntesten
Orten, z. B. nach Altenburg, Waldenburg, Eilenburg usw. ab. Nach näher
gelegenen Ortschaften führten die Söhne die neuen Instrumente
den Bestellern in der Regel auf Schubkarren zu. War auch der
Absatz stärker geworden, so sicherte doch der Gewinn dem rührigen
Vater und seinen Söhnen noch kein genügendes Auskommen. Dies
veranlaßte die Brüder, die alle musikalisch waren, einen
Nebenerwerb zu suchen, weshalb sie sich Musikchören anschlossen
und von diesen einen Antheil ihrer Einnahmen empfingen. Besonders
Gottlob Heyl zeichnete sich als geübter Baßgeiger aus, als
welcher er bei Kirchen-, Concert- und Tanzmusiken eifrig
mitwirkte. Der Vater, Gottlieb H., starb 1828. Er hatte kurz
vorher sein Haus und Geschäft seinem nur genannten ältesten
Sohne übergeben, der sich darauf mit Mutter und Geschwistern
abfand. Selbständig geworden, strebte nun Gottlob Heyl mit außerordentlichem
Fleiße vorwärts.
Er
erkannte die Unzulänglichkeit des Clavierbaues und versuchte
darum die Herstellung des Pianofortes.
Dies gelang ihm. Bald fand er für dergleichen
Instrumente größeren Absatz, und seine kleine Werkstätte wollte
nicht mehr ausreichen. Er bebaute darum 1832 das hinter seinem
Hause gelegene Gärtchen mit Arbeitsräumen und konnte dann in
Verbindung mit einigen seiner Brüder in dem neuen Anbaue
ungehemmt und rüstig fortarbeiten. Um 1840 hatte er schon mit
acht Gehilfen dauernde Beschäftigung; denn seine „tafelförmigen“
Instrumente wurden viel andern Fabrikaten der Art vorgezogen.
Immer wieder mußte er auf Erweiterung seiner Fabrik bedacht sein;
er kaufte deshalb 1846 ein Stück von dem hinter seinem Anbau
gelegenen Reißig’schen Garten an der neuen Pforte und führte
noch ein Gebäude mit Arbeitssälen und Comptoir auf. Die damals
schon überaus gesteigerte Neigung zum Pianofortespiel steigerte
auch das Bedürfnis besserer Instrumente gewaltig, daher Heyl sein
Arbeitspersonal noch vermehren mußte, um alle Aufträge genügend
auszuführen. Die trefflich gebauten, wohlklingenden und
dauerhaften Instrumente Heyls wurden nicht blos in Sachsen,
sondern auch in ferneren Ländern Deutschlands, ja über dessen
Grenzen hinaus gesucht.
Als
um 1850 die Pianinos beliebter
wurden, plante auch Gottlob Heyl, dergleichen herzustellen.
Dieselben erhöhten den alten Ruf seiner Firma. Hunderte von
Pianinos wurden im Laufe der Zeit unter seiner Leitung gefertigt
und in die Welt gesendet. Inzwischen waren seine zwei Söhne aus
zweiter Ehe, Emil und Gustav, der Kindheit entwachsen, von ihm in
die Lehre genommen und nach Vollendung derselben zu ihrer weiteren
Ausbildung in die Fremde geschickt worden. Nach drei bis vier
Jahren kehrten sie heim, um nun ihrem Vater kräftigst zur Seite
zu stehen. Da der Absatz von Instrumenten immer noch wuchs, auch
ein größerer Holzablagerungsplatz nöthig ward, kaufte Heyl
einen großen Theil des an sein Grundstück anstoßenden
Schmalz’schen Gartens und dehnte auf einem Stück desselben den
Gebäudecomplex seiner Fabrik durch Errichtung eines neuen zweistöckigen
Hauses aus. Dies geschah 1864, in welchem Jahre Heyl außer seinen
Söhnen 16 Gehilfen beschäftigte und das 2000ste Instrument
fertig stellte. Trotz der hemmenden Kriegsjahre stieg die Zahl der
Arbeiter über 20. Nach vieljährigem, unablässigem und
gewissenhaftem Wirken und Schaffen fühlte Gottlob Heyl das höhere
Alter nahen; er übergab darum 1872 sein Geschäft im Werte von 72
000 M. seinen beiden Söhnen, behielt sich aber die Mitbethätigung
nach eigenem Wunsch noch vor.
Kurz
vorher hatte er auch noch das ganze mit seinen Gebäuden in enger
Verbindung stehende, bis zu den Teichanlagen reichende
Schmalz’sche Grundstück käuflich erworben. Als 1873 das
3000ste Instrument fertig geworden war, konnten die Gebrüder Heyl
ihre Arbeiter durch Veranstaltung eines Festmahles mit Concert und
Ball im Schießhaussaale erfreuen.
Bisher
waren alle Arbeiten durch Menschenhände ausgeführt worden; von
1873 an richteten die Brüder zugleich Dampfbetrieb ein, und
stellten zu diesem Zwecke eine Bandsäge, Bohrmaschine, Kreissäge,
Spinnmaschine, sowie eine Horizontalfourniersäge auf. 1874 wurden
schon 35 Arbeiter beschäftigt.
Gottlob
Heyl, der allgemein geliebte und geehrte Gründer der Fabrik starb
am 31. Oktober 1874 im 72. Lebensjahre. Seine Söhne, Emil und
Gustav Heyl, trieben ihr Werk in seinem Geiste wie bisher rührig
fort. 1877 schafften sie einen größeren Dampfkessel und dazu
eine verticale Fourniersäge, eine Decoupiersäge, ingleichen eine
Fräs- und eine Hobelmaschine an. 1879 hatten sie die Freude, das
5000ste Instrument zu vollenden und deshalb ihren Arbeitern ein ähnliches
Fest, wie 1873, bereiten zu können. Gleichzeitig kauften sie das
an ihr Wohnhaus im Brühl anstoßende Schlichter’sche Haus.
Ihr
Geschäft hatte den erwünschtesten Fortgang; aus demselben gingen
auch mehrere Flügel hervor. Die Pianinos wurden, oft in Dutzenden
bestellt, selbst nach überseeischen Plätzen, besonders nach
England und nach den englischen Colonien gesendet. 50 Arbeiter
waren damals in der Fabrik thätig, und es mangelte wieder an
Raum.
Ausschnitt der
Postkarte zum 75. Betriebsjubiläum 1903;
Sammlung
Th.
Bergner, Borna |
Um diesen zu beschaffen, rissen die Gebrüder Heyl 1885 das
alte Vaterhaus und einen Theil des Schlichter’schen Hauses
nieder und errichteten das jetzige stattliche Gebäude samt Thurm.
Im Juli desselben Jahres feierte Emil Heyl sein Hochzeitsfest, mit
welchem, ähnlich wie früher, Festlichkeiten wegen Vollendung des
7000sten Instrumentes verbunden wurden, an denen alle
Fabrikarbeiter, sowie viele Freunde und Bekannte der Brüder Heyl
frohen Antheil nahmen. Die Firma „Gottlob Heyl „ besteht bei
der Fabrik noch fort." Zitatende. Stand 1886!
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Quelle:
Wolframsche Chronik /
(Wolfram Robert; Chronik der Stadt Borna mit Berücksichtigung
der umliegenden Ortschaften, 1886)
(Anmerkungen:
Dieses um 1886 errichtete Gebäude wurde nach ca. 100 Jahren leider
wieder abgerissen.
Die Firma selbst bestand bis Mitte der
1930er Jahre.
Wie mir der Ortschronist Th. Bergner mitteilte, stellte
bis
vor wenigen Jahren die Firma „O. Lindholm“ noch Musikinstrumente
her. Bis 1990 Spinette und Cembalo, danach fielen nur noch
Reparaturen an. Der letzte Besitzer Tobias Weischet hat leider
aufgegeben. Zu schade.
Wir danken den beiden Ortschronisten Frau A. Engelmann und Herrn
Th. Bergner für die großartige Unterstützung bei der Suche nach
Informationen.
Link zum
Museum Borna .
Im Namen aller Nachfahren der Heyl'schen Familie |
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Auch
in der modernen Musikzeit sind diese Tasteninstrumente noch
begehrte Objekte. Gute Qualitätsarbeit und natürlich eine gute
Instrumentenpflege sind die Voraussetzungen für deren Erhalt
dieser alten tonangebenden Schätze.
Übrigens, eine gute Hausmusik ist nach wie vor Balsam für Ohren
und Seele. |